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30. Juni 2021

Migräne-Aufklärung: So hängen Migräne und Ernährung zusammen

Migräne-Aufklärung: So hängen Migräne und Ernährung zusammen

Kann Schokolade Migräne auslösen? Hilft mir eine bestimmte Ernährungsweise bei Migräne? Tut mir Intervallfasten bei Migräne gut?

All diese Fragen beschäftigen Migräne-Betroffene sehr. Euer Feedback hat mir gezeigt, dass auch das Thema „Ernährung“ im Zusammenhang mit Migräne eine große Rolle spielt und dass dazu einige Fragen offen sind. Deshalb möchte ich genau da ansetzen und einen weiteren Beitrag zur Migräne-Aufklärung auf meinem Gesundheitsblog leisten.

Im Beitrag geht es deshalb um die Frage wie Migräne und Ernährung zusammenhängen. Ausgetauscht habe ich mich dafür mit Migräne-Expertin Frau Prof. Dr. med. Dagny Holle-Lee. Sie ist Leiterin des Westdeutschen Kopfschmerzzentrums Essen, Leiterin des Schwindelzentrums Essen und Oberärztin der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Essen. Frau Prof. Dr. med. Holle-Lee beantwortet eure generellen Fragen zum Thema „Migräne und Ernährung“ sowie auch spezielle Fragen zum Thema „Migräneprophylaxe durch eine bestimmte Ernährung“. Sie spricht im Interview außerdem die Themen „Histamine“ und „Intervallfasten“ im Zusammenhang mit Migräne an.

 

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Migräne-Aufklärung:
Wie hängen Migräne und Ernährung zusammen?

Experten-Interview mit Frau Prof. Dr. med. Dagny Holle-Lee

 

Wie hängen Migräne und Ernährung zusammen bzw. wie beeinflusst die Ernährung die Migräne?

Die Verbindung zwischen dem Magen-Darm-Trakt und der Migräne ist schon lange bekannt und wird immer häufiger in der Wissenschaft diskutiert. Außerdem gibt es typische Symptome der Migräne wie Übelkeit und Erbrechen, die einen klaren Zusammenhang zwischen beiden Systemen zeigen. Daher ist es naheliegend, dass natürlich über die Ernährung Einfluss auf die Migräne genommen werden kann. Es gibt hier ganz unterschiedliche Theorien und Ansätze: Zum einen wird versucht, über eine sogenannte Eliminationsdiät diejenigen Trigger (Auslöser) zu vermeiden, die zu einer Migräne führen können. Ein weiterer diskutierter Aspekt ist, ob man über bestimmte diätetische Maßnahmen positiven Einfluss auf die Migräne nehmen kann. Ziel ist es, zum Beispiel Entzündungsreaktionen und auch das Darm-Mikrobiom, also die Gesamtheit aller Mikroorganismen in unserem Darm, positiv zu beeinflussen.

 

Gibt es Nahrungsmittel, die Migräne auslösen können?

Verschiedenste Nahrungsmittel stehen im Verdacht, Migräne auszulösen. Hierzu zählen zum Beispiel Schokolade, Zitrusfrüchte, Nüsse, Eiscreme, Tomaten, Zwiebeln, Milchprodukte, Alkohol, Kaffee und viele mehr. Letztlich muss man hier verschiedene Dinge unterscheiden. Zum einen kommt es in der Vorläuferphase der Migräne zu einem Heißhunger auf verschiedenste Lebensmittel wie zum Beispiel Schokolade. Dies ist der hypothalamischen Aktivierung geschuldet. Ob man dann Schokolade isst oder nicht, spielt praktisch keine Rolle, weil der Heißhunger auf Schokolade schon ein Anzeichen einer aufkommenden Migräne ist. Zudem muss man prüfen, ob es sich um einen wirklichen Trigger handelt oder ob eine Migräne nicht einfach nur zufällig nach dem Konsum bestimmter Lebensmittel aufgetreten ist. Grundsätzlich würde man von einem Trigger erst dann sprechen, wenn nach dem entsprechenden Konsum in mehr als 50 Prozent der Fälle innerhalb eines Tages eine Migräneattacke auftritt. Für die allermeisten Lebensmittel ist dies nicht der Fall. Häufig führt eine starke Konzentration auf mögliche Trigger eher dazu, dass Lebensqualität verloren geht, weil Betroffene sich nur noch mit der Diät, nicht aber mehr mit dem Leben beschäftigen. Zudem handelt es sich bei der Migräne um eine zyklische Erkrankung. Hier sind vor allem hormonelle Einflüsse zu nennen, aber auch Einflüsse durch Stress, Schlafentzug oder Sport, die ebenfalls darauf einwirken, dass eine Migräne entsteht.

 

Gibt es eine Empfehlung für eine bestimmte Ernährung und spezielle Nahrungsergänzungsmittel bei Migräne bzw. zur Migräneprophylaxe?

Bislang gibt es keine klare Empfehlung für eine Migränediät, die für jeden Patienten wirksam ist. Letztlich muss man individuell ausprobieren, was einem wirklich hilft und was im eigenen Leben auch umsetzbar ist. Hierfür sollten Betroffene für einige Wochen und Monate bestimmte Ernährungsumstellungen umsetzen und anschließend schauen, ob sich diese positiv auf die Migräne auswirken. Grundsätzlich könnten sich eine ketogene Diät, eine Diät mit hohen Folsäure-Spiegeln, eine modifizierte Atkins-Diät und eine Diät mit hohen Omega-3 und geringeren Omega-6-Fetten positiv auswirken. Ebenso positive Daten existieren zur sogenannten mediterranen Diät. Auch könnte eine Diät mit niedrigem glykämischem Index sich positiv auf die Migräne auswirken.

 

Ist eine salzarme Ernährung zu empfehlen?

Die Daten zu einer salzarmen Diät sind kontrovers. Bei älteren Betroffenen könnte diese Diät hilfreich sein. Bei jüngeren Frauen ohne Blutdruckhochdruck und normalem BMI ist ein eher höherer Salz-Spiegel anzustreben.

 

Welche Rolle spielen Histamine?

Viele Patienten denken, dass die Ursache ihrer Migräne eine Histaminunverträglichkeit ist. Dies trifft aber in den meisten Fällen gar nicht zu. Auch hier lohnt sich der Versuch einer Ernährungsumstellung. Sollte sich dann aber keine deutliche Besserung zeigen, rate ich meinen Patienten, einfach wieder „normal“ zu essen.

 

Wie hängen Migräne und Insulinspiegel zusammen?

Ein klarer Zusammenhang besteht zwischen Übergewicht und der Entstehung einer
chronischen Migräne. Dies ist vor allem bei Patienten mit einer Insulinresistenz der Fall. Hier macht insbesondere eine Gewichtsreduktion Sinn, die dann auch zu einer Besserung der Migräne führen sollte.

 

Kann Intervallfasten helfen?

Bezüglich des Intervallfastens liegen für die Migräne aktuell keine eindeutigen Daten vor. Allerdings führen längere Hungerepisoden bei vielen Patienten eher zu einer Zunahme der Migräne, aber auch dies muss man im Einzelfall ausprobieren. Gerade das 16:8 Fasten, was eine Fastenperiode von 16 und eine Nahrungsaufnahme von 8 Stunden vorsieht, scheint für viele Migränepatienten auch ein gangbarer Weg zu sein.

 

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Ich bedanke mich sehr herzlich bei Frau Prof. Dr. med. Dagny Holle-Lee für das aufklärende und sehr hilfreiche Interview. Vielen Dank auch an euch für das Feedback und die wichtigen Fragen. Ich freue mich, dass ich auch mit diesem Interview wieder einen kleinen Beitrag zur Migräne-Aufklärung leisten und euch damit hoffentlich ein wenig weiterhelfen konnte.

Ganz viel Liebe,

eure Maike

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